Mal wieder steht eine Entscheidung an. Alle Unterlagen sind vorbereitet, alle Optionen evaluiert und Fakten für alle Möglichkeiten gesichtet. Und was passiert dann? Nichts. Doch was lässt sich dagegen tun?

Anstehende Entscheidungen, und selbst wenn es nur die Wahl zwischen zwei Optionen ist, bieten auch immer eine weitere Option, die normalerweise gar nicht explizit aufgeführt ist: Nichts zu tun.

Dies kann selbst (oder gerade) dann passieren, wenn es wichtige Entscheidung sind oder diese durch eine Deadline terminiert sind. Nichts zu tun ist auch eine Entscheidung, manchmal die beste, meist aber nicht oder zumindest nicht offensichtlich.

Manchmal verbirgt sich die heimliche Option nichts zu tun hinter Formulierungen wie “Jetzt nicht”, “Vielleicht”, “Vielleicht später” oder “Weiß ich nicht”. Und genau darin liegt die Gefahr. Später heißt nie, was auch gerne mal zu längeren Verzögerungen und Stillstand führt. Verzögerte Entscheidungen ohne Grund können einer Kaskade gleich zu weiteren Verzögerungen führen und nicht zuletzt wunderbar demotivieren. Warum sollte ich überhaupt viel Zeit in die Vorbereitung stecken, wenn sich sowieso nichts ändert?

Was lässt sich dagegen tun?

Von beiden Seiten, den Entscheidern und den Vorlagengebern, lässt sich daran etwas tun. Wichtig ist, die Situation zu erkennen.

Für Entscheider

Wenn eine Entscheidung verlangt wird und ich diese an die Seite lege: Warum tue ich das?

  • Habe ich wirklich gerade keine Zeit? ⇒ Zeit einplanen und entsprechend auch kommunizieren.
  • Fehlen mir noch Informationen? ⇒ Informationen nachfordern.
  • Möchte ich gerade nicht entscheiden? ⇒ Tue es trotzdem.

Geht es um eine Entscheidung oder ist es nur eine Auswahl? Entscheidungen sollten sichtbare, messbare Auswirkungen haben. Eine Auswahl erscheint dagegen eher leichtgewichtig: Welche Farbe? Wann findet die Betriebsfeier statt? Wenn erst einmal die Einteilung in Entscheidung oder Auswahl getroffen wurde ist letzteres einfach zu erledigen: Würfeln. Mit dem Dartpfeil auf eine Tafel werfen. Mit geschlossen Augen aus einem Hut ziehen. Es gibt keine messbaren Auswirkungen, also gibt es keinen Grund sich damit weiter zu beschäftigen.

Strong Opinions - weakly held: Der älteste Beitrag den ich dazu finden konnte ist bereits von 20061. Strong Opinions führen zu Entscheidungen statt Stillstand. Starke Meinungen werden entsprechend vertreten. Meinungen und auch Entscheidungen sind aber nicht in Zement gegossen. Weakly held bedeutet ein offenes Ohr für Argumente und neue Situationen. Emotionale Bindungen an Meinung und Entscheidung treten wieder in den Hintergrund, was wiederum auch die Mitarbeiter dazu bringen kann offener Argument vorzubringen.

Eine Ich bin nicht der Flaschenhals-Einstellung kann schon viel bewirken.

Für Vorlagengeber

Zunächst einmal: Keine Panik! Nicht jede Entscheidung muss wirklich sofort getroffen werden.

Geht es aber nach längerer Zeit einfach nicht weiter: Nicht quengeln, sondern überlegen was die Gründe sein könnten.

  • Vielleicht ist es zeitlich aktuell wirklich nicht günstig. ⇒ Auf Wiedervorlage setzen und später nachhaken.
  • Sind aus meiner Sicht die Optionen auch nicht unterscheidbar? Falls eben nicht ⇒ Kann ich noch weitere Informationen liefern? Falls doch ⇒ Auf die Unterschiede hinweisen und eine Empfehlung aussprechen.
  • Entscheidungsprozesse (vielleicht sogar dauerhaft) hinterfragen. ⇒ Von wem muss diese Entscheidung wirklich getroffen werden? Lassen sich zur Entlastung nicht Aufgaben anders verteilen?

Eine Ich vertrete auch eine Meinung-Einstellung kann im Einzelfall schon viel bewirken.

Titelbild: NASA https://www.nasa.gov/image-feature/nasa-celebrates-50-years-of-spacewalking


  1. [http://bobsutton.typepad.com/my_weblog/2006/07/strong_opinions.html] ↩︎